Gedankengänge zu Corona

23. December 2020

Gedankengänge zur Corona-Pandemie – Beziehung leben.

Die schlimmsten Momente im Leben sind nicht jene, in denen unser Haus abbrennt, wir den Job verlieren oder unsere Gesundheit gefährdet ist, sondern die schlimmsten Momente im Leben sind diejenigen, in denen Beziehungen regelrecht zerbrechen. Beziehung ist Leben. Aus diesem Grund umarmen wir unsere Kinder und auch unsere Frau öfters als unser Auto in der Garage. Genau aus diesem Grund retten wir zuerst unsere Lieben aus einem brennenden Haus, bevor wir versuchen das Gebäude zu retten.

Seit der „Coronakrise“ leben wir verstärkt im Internet und warten regelrecht auf neue Informationen. Wie sind die Zahlen? Welche Maßnahmen gelten ab morgen? Wie muss ich mich jetzt verhalten? Zusätzlich entstehen zu dieser Thematik zahlreiche verschiedene Ängste. Angst vor dem Virus, Angst vor Armut oder auch Angst vor Diktatur. Angst ist immer subjektiv und wir ernähren unsere Ängste mit den dazu passenden Informationen. Wir leben in einer Informationsblase, da wir nur das lesen, was auch zu unserem Weltbild passt. Dank Facebook, Google und Co. bekommen wir dann immer die optimalen Informationen, die in unserem Meinungskorridor hineinpassen.

So ist es u.a. nicht verwunderlich, dass unsere Gesellschaft sich immer mehr spaltet. Ich habe noch nie so eine gespaltene Gesellschaft erlebt. Diese Spaltung erleben zahlreiche Menschen im Freundeskreis, auf der Arbeit oder auch in Familien. Wir schließen Menschen aus, welche eine andere Meinung haben. Nach der Beendigung der Beziehung erfolgen dann meistens Diffamierungen. Wie im Kleinen so auch im Großen. In der Weltpolitik war es nicht anders. Durch die Kriegspropaganda wurde immer jedes Mitgefühl mit einem Volk ausgelöscht. Die Indianer wurden als „Tiere“, die Deutschen als „brutale Hunnen“ und die Japaner als „gelbe Affe“ bezeichnet. Heute sind es die „Impfgegner“, „Coronaleugner“ und „Verschwörungstheoretiker“. Nach der Ausgrenzung konnte man jede Form von verbale und nonverbale Gewalt ohne großen Widerstand durchführen. Dieser Wahnsinn zeigt regelrecht, wie verwirrt und manipulierbar wir sind. Wir sollten uns immer bewusst sein, dass jeder Einzelne von uns Mensch ist, unabhängig von Geschlecht, Bildung, Religion, Vermögen, Ansichten oder auch Hautfarbe. „Corona“ ist nicht das Problem, sondern wie wir damit umgehen. Wenn wir die Probleme des 21. Jahrhunderts gut bewältigen wollen, müssen wir lernen miteinander- und nicht übereinander zu reden.

Nietzsche formulierte folgendes:

„Es gibt nur ein perspektivisches Sehen, nur ein perspektivisches Erkennen; und je mehr Affekte wir über eine Sache zu Worte kommen lassen, je mehr Augen, verschiedene Augen wir uns für dieselbe Sache einzusetzen wissen, um so vollständiger wird unser Begriff dieser Sache, unsre Objektivität sein."

Also lasst uns als Menschen endlich wieder beziehungsfähig werden, miteinander reden und friedvoll kommunizieren. Das Leben ist zu kurz für Spaltung. Leben heißt Beziehung und Beziehung findet nur analog statt.